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BFH-Urteil vom 28.6.2006 (I R 92/05) BStBl. 2007 II S. 100

Einem selbständig Tätigen steht im anderen Vertragsstaat für die Ausübung seiner Tätigkeit gewöhnlich eine feste Einrichtung i.S. von Art. 13 DBA-Bulgarien, Art. 14 DBA-Kasachstan und Art. 15 DBA-Jugoslawien zur Verfügung, wenn ihm von seinem Auftraggeber im Tätigkeitsstaat Räume überlassen werden, die er über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten hinweg immer wieder für mehrere Tage nutzt, sofern die Räume auch während seiner Abwesenheit dazu bestimmt sind, seiner selbständigen Tätigkeit zu dienen.

AO 1977 § 8; DBA-Bulgarien Art. 13, Art. 22 Abs. 1 Buchst. a; DBA-Jugoslawien Art. 15, Art. 24 Abs. 1 Buchst. a; DBA-Kasachstan Art. 14, Art. 23 Abs. 2 Buchst. a; EStG § 2 Abs. 1 Nr. 3, § 18; OECDMustAbk Art. 5 Abs. 1, Art. 7, Art. 14.

Vorinstanz: FG Düsseldorf vom 14. September 2005 7 K 6293/04 E (EFG 2006, 52)

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BFH-Urteil vom 1.3.2005 (X R 45/03) BStBl. 2007 II S. 103

Anlässlich der Übergabe von Geld- oder Wertpapiervermögen kann eine als Sonderausgabe abziehbare dauernde Last begründet werden, wenn diese Werte - unter weiteren Voraussetzungen - vereinbarungsgemäß zur Tilgung von Schulden verwendet werden, mit denen die Anschaffung oder Herstellung von ertragbringendem Vermögen - hier: einem eigengenutzten Einfamilienhaus - finanziert worden war (Anschluss an BFH-Beschluss vom 12. Mai 2003 GrS 1/00, BFHE 202, 464, BStBl II 2004, 95, unter C. II. 6. b bb; entgegen BMF-Schreiben vom 16. September 2004, BStBl I 2004, 922, Tz. 21 letzter Absatz).

EStG § 10 Abs. 1 Nr. 1a.

Vorinstanz: FG Düsseldorf vom 28. November 2002 15 K 5219/98 E (EFG 2004, 401)

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BFH-Urteil vom 22.2.2006 (I R 60/05) BStBl. 2007 II S. 106

1. Mitarbeiter des Goethe-Instituts mit Wohnsitz im Ausland stehen nicht zu einer inländischen juristischen Person des öffentlichen Rechts in einem Dienstverhältnis und sind daher nicht nach § 1 Abs. 2 EStG 1997 unbeschränkt einkommensteuerpflichtig.

2. Ob eine Person in dem Staat, in dem sie ihren Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt hat, lediglich in einem der beschränkten Einkommensteuerpflicht ähnlichen Umfang zu einer Steuer vom Einkommen herangezogen wird (§ 1 Abs. 2 Satz 2 EStG 1997), ist nach den Vorschriften des maßgebenden ausländischen Steuerrechts zu prüfen.

3. Die Antragsveranlagung einer Person mit inländischen Einkünften i.S. des § 49 EStG 1997 nach § 1 Abs. 3 EStG 1997 ermöglicht im Grundsatz keine Zusammenveranlagung mit ihrem ebenfalls im Ausland wohnenden Ehegatten, wenn dieser selbst nicht unbeschränkt einkommensteuerpflichtig ist.

4. Unterhaltsaufwendungen an den im Ausland wohnenden Ehegatten sind gemäß § 33a Abs. 1 Satz 5 EStG 1997 nur insoweit abzugsfähig, als sie nach den Verhältnissen des Wohnsitzstaates notwendig und angemessen sind. Auf die konkreten Lebenshaltungskosten am Wohnort ist nicht abzustellen.

EStG 1997 § 1 Abs. 2 und 3, § 26, § 26b, § 32a Abs. 5, § 33a Abs. 1, § 49 Abs. 1 Nr. 4 Buchst. b, § 50d Abs. 4; GG Art. 3 Abs. 1, Art. 6 Abs. 1.

Vorinstanz: FG München vom 15. April 2005 8 K 3460/02 (EFG 2005, 1331)

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BFH-Urteil vom 18.5.2006 (III R 26/05) BStBl. 2007 II S. 108

Der Steuerpflichtige kann Unterhaltsaufwendungen unter den weiteren Voraussetzungen des § 33a EStG als außergewöhnliche Belastung abziehen, wenn der Unterhaltsempfänger dem Grunde nach gesetzlich unterhaltsberechtigt ist. Auf das Bestehen einer konkreten zivilrechtlichen Unterhaltsberechtigung bzw. die Höhe des zivilrechtlichen Unterhaltsanspruchs kommt es nicht an.

BGB §§ 1601 ff.; EStG § 33a.

Vorinstanz: FG Münster vom 23. Februar 2005 10 K 647/03 E (EFG 2005, 1203)

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BFH-Urteil vom 20.9.2006 (IX R 17/04) BStBl. 2007 II S. 112

Der Erbbauzins für ein Erbbaurecht an einem privaten Grundstück gehört zu den Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung gemäß § 21 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 EStG. Der bewertungsrechtliche Ansatz des Erbbauzinsanspruchs als sonstiges Vermögen (vgl. Beschluss des BVerfG vom 17. Juli 1995 1 BvR 892/89, BStBl II 1995, 810) steht dieser Beurteilung nicht entgegen.

EStG § 21 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1; BewG § 92.

Vorinstanz: Schleswig-Holsteinisches FG vom 5. November 2003 1 K 57/02 (EFG 2005, 873)

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BFH-Beschluss vom 21.9.2006 (VI R 81/04) BStBl. 2007 II S. 114

Das BMF wird gemäß § 122 Abs. 2 Satz 3 FGO zum Beitritt aufgefordert, um zur Frage der Verfassungsmäßigkeit des § 3 Nr. 12 EStG im Hinblick auf die Steuerfreiheit der Amtsausstattung und der Kostenpauschale für Abgeordnete (§ 12 AbgG) Stellung zu nehmen.

EStG § 3 Nr. 12 Satz 1; AbgG §§ 12, 16, § 17 Abs. 2 und 3; GG Art. 3 Abs. 1.

Vorinstanz: Hessisches FG vom 14. Juni 2004 5 K 1500/04

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BFH-Urteil vom 7.11.2006 (VI R 19/05) BStBl. 2007 II S. 116

1. Die 1 v.H.-Regelung kommt nicht zur Anwendung, wenn eine Privatnutzung des Firmenfahrzeugs ausscheidet. Allerdings spricht der Beweis des ersten Anscheins für eine private Nutzung.

2. Das Verbot des Arbeitgebers, das Fahrzeug privat zu nutzen, kann ausreichen, den Anscheinsbeweis zu erschüttern, sofern es nicht nur zum Schein ausgesprochen worden ist.

3. Die Würdigung, ob im Einzelfall der Anscheinsbeweis als entkräftet angesehen werden kann, obliegt der Tatsacheninstanz.

EStG § 19 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, § 8 Abs. 2 Sätze 2 ff., § 6 Abs. 1 Nr. 4 Satz 2.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG vom 2. Februar 2005 2 K 193/03 (EFG 2005, 1265)

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BFH-Urteil vom 6.9.2006 (XI R 3/06) BStBl. 2007 II S. 118

Eine Personengesellschaft, deren Gesellschafter als Bauleiter tätig sind, erzielt Einkünfte aus selbständiger Arbeit, wenn ihre Gesellschafter die Berufsbezeichnung "Ingenieur" führen dürfen oder das von ihnen in der DDR absolvierte Studium demjenigen eines (Wirtschafts-)Ingenieurs entspricht.

EStG § 18 Abs. 1 Nr. 1.

Vorinstanz: Sächsisches FG vom 29. April 2005 2 K 503/01

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BFH-Beschluss vom 20.7.2006 (VI R 94/01) BStBl. 2007 II S. 121

Dem Großen Senat wird folgende Rechtsfrage zur Entscheidung vorgelegt:

Können Aufwendungen für die Hin- und Rückreise bei gemischt beruflich (betrieblich) und privat veranlassten Reisen in abziehbare Werbungskosten (Betriebsausgaben) und nicht abziehbare Aufwendungen für die private Lebensführung nach Maßgabe der beruflich (betrieblich) und privat veranlassten Zeitanteile der Reise aufgeteilt werden, wenn die beruflich (betrieblich) veranlassten Zeitanteile feststehen und nicht von untergeordneter Bedeutung sind?

EStG § 9 Abs. 1 Satz 1, § 12 Nr. 1 Satz 2.

Vorinstanz: FG Köln vom 21. Juni 2001 10 K 6288/96 (EFG 2001, 1186)

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BFH-Urteil vom 7.11.2006 (VI R 58/04) BStBl. 2007 II S. 128

Im Rahmen einer Betriebsveranstaltung an alle Arbeitnehmer überreichte Goldmünzen unterliegen nicht der Pauschalierungsmöglichkeit des § 40 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 EStG.

EStG § 40 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2.

Vorinstanz: FG Münster vom 14. Juli 2004 7 K 3481/02 L (EFG 2005, 282)

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BFH-Urteil vom 29.11.2006 (VI R 14/06) BStBl. 2007 II S. 129

1. Beträgt die positive oder die negative Summe der einkommensteuerpflichtigen Einkünfte, die nicht dem Steuerabzug vom Arbeitslohn zu unterwerfen waren, vermindert um die darauf entfallenden Beträge nach § 13 Abs. 3 und § 24a EStG, jeweils mehr als 800 DM (410 €), ist eine Veranlagung nach § 46 Abs. 2 Nr. 1 EStG von Amts wegen durchzuführen.

2. Eine künftige mit Rückwirkung versehene Gesetzesänderung ist kein Rechtsverhältnis, dessen Bestehen oder Nichtbestehen für die Entscheidung des Rechtsstreits vorgreiflich ist (Anschluss an BFH-Urteil vom 17. Mai 1984 IV R 75/80, juris).

EStG § 46 Abs. 2 Nr. 1; FGO § 74.

Vorinstanz: FG Rheinland-Pfalz vom 7. Dezember 2005 1 K 2020/04 (EFG 2006, 896)

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BFH-Beschluss vom 27.9.2006 (IV S 11/05) (PKH) BStBl. 2007 II S. 130

Im Steuerprozess wird das Verfahren auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe unterbrochen, wenn über das Vermögen des Antragstellers nach Eintritt der Rechtshängigkeit das Insolvenzverfahren eröffnet wird.

FGO § 155 i.V.m. ZPO § 240; InsO § 80 Abs. 1, § 180 Abs. 2.

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BFH-Urteil vom 28.6.2006 (III R 19/05) BStBl. 2007 II S. 131

Investitionszulage für die Herstellung eines Gebäudes i.S. von § 2 Abs. 3 Satz 1 InvZulG 1999 setzt nicht voraus, dass der Hersteller bürgerlich-rechtlicher oder wirtschaftlicher Eigentümer des Gebäudes wird.

AO 1977 § 39; InvZulG 1999 § 1 Abs. 1, § 2 Abs. 2 und 3, § 3 Abs. 1, 4.

Vorinstanz: Thüringer FG vom 24. November 2004 I 565/01 (EFG 2005, 727)

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BFH-Urteil vom 19.10.2006 (III R 1/04) BStBl. 2007 II S. 133

Ein Strukturwandel innerhalb der Verbleibensfrist von drei Jahren nach einer Investition in einen erhöht begünstigten Handelsbetrieb zu einem ebenfalls entsprechend begünstigten Betrieb des verarbeitenden Gewerbes führt nicht zu einem Wegfall der Investitionszulage.

InvZulG 1996 § 5 Abs. 3, 4.

Vorinstanz: Thüringer FG vom 16. Oktober 2003 II 647/01 (EFG 2004, 420)

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BFH-Urteil vom 17.10.2006 (VII R 13/06) BStBl. 2007 II S. 134

1. Die rückwirkende Änderung einer auf der Eingabe einer falschen Schadstoffkennziffer beruhenden zu niedrigen Kfz-Steuerfestsetzung kann nicht auf § 12 Abs. 2 Nr. 2 KraftStG gestützt werden. Bei der Zuordnung zu einer den Steuersatz bestimmenden Schadstoffklasse i.S. des § 9 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. a bis e KraftStG handelt es sich nicht um eine Steuerermäßigung im Sinne dieser Vorschrift.

2. Die Änderung ist nach § 175 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 AO 1977 i.V.m. § 1 Abs. 2 KraftStG geboten. Die in den Fahrzeugpapieren durch eine Kennziffer dokumentierte Feststellung der Zulassungsbehörde zu den Schadstoffemissionen des Kfz stellt einen Grundlagenbescheid i.S. des § 171 Abs. 10 AO 1977 i.V.m. § 2 Abs. 2 Satz 2 KraftStG dar.

3. Die Spezialregelung des § 12 Abs. 2 Nr. 4 KraftStG schließt die Anwendbarkeit der Änderungsvorschriften der AO 1977 nicht aus.

KraftStG § 1 Abs. 2, § 2 Abs. 2, § 3, § 3a Abs. 1, § 3a Abs. 2, § 3b, § 3d, § 8, § 9, § 10 Abs. 1, § 12 Abs. 2 Nr. 1, § 12 Abs. 2 Nr. 2, § 12 Abs. 2 Nr. 4; AO 1977 § 129, § 171 Abs. 10, § 175 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1.

Vorinstanz: FG des Landes Brandenburg vom 7. Juli 2005 4 K 1237/03 (EFG 2006, 1539)

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BFH-Urteil vom 18.8.2005 (V R 42/02) BStBl. 2007 II S. 137

1. Die Besteuerungsgrundlage für Umsätze aus der Veranstaltung eines Wettbewerbs ist der Gesamtbetrag der vom Veranstalter eingenommenen Teilnahmegebühren, wenn der Veranstalter über diese Beträge frei verfügen kann (Anschluss an EuGH-Urteil vom 17. September 2002 Rs. C-498/99, Town & County Factors Ltd., Slg. 2002, I-71/73).

2. Eine Brieftaubenvereinigung hat die Wettumsätze, die sie an die Wett-Teilnehmer ausführt, mit den vollen Wetteinsätzen (ohne Abzug der wieder ausgeschütteten Gewinne) zu versteuern.

UStG 1993/1999 § 1 Abs. 1 Nr. 1, § 10 Abs. 1 Satz 1; Richtlinie 77/388/EWG Art. 2 Nr. 1 und Art. 11 Teil A Abs. 1 Buchst. a.

Vorinstanz: FG Münster vom 14. Mai 2002 15 K 6731/01 U (EFG 2003, 126)

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BFH-Urteil vom 20.12.2005 (V R 30/02) BStBl. 2007 II S. 139

1. Lieferungen von Gegenständen während einer Kreuzfahrt an Bord eines Schiffes sind grundsätzlich steuerbar, wenn die Kreuzfahrt in der Bundesrepublik Deutschland beginnt und dort oder im übrigen Gemeinschaftsgebiet endet.

2. Ausgenommen von der Steuerbarkeit sind lediglich Lieferungen während eines Zwischenaufenthalts des Schiffes in Häfen von Drittländern, bei denen die Reisenden das Schiff, und sei es auch nur für kurze Zeit, verlassen können.

UStG 1993 § 1 Abs. 1 Nr. 1 Satz 1, § 3e; Richtlinie 77/388/EWG Art. 8 Abs. 1 Buchst. c.

(Nachfolgeentscheidung zum EuGH-Urteil vom 15. September 2005 C-58/04 - Köhler -, BFH/NV Beilage 2006, 17, UR 2005, 543)

Vorinstanz: FG Düsseldorf vom 22. März 2002 1 K 6122/98 U (EFG 2002, 1484)

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BFH-Urteil vom 1.6.2006 (V R 104/01) BStBl. 2007 II S. 142

Die Leistungen eines Unternehmers, der die Durchführung von Sprachstudienaufenthalten im Ausland einschließlich Beförderung und Betreuung im eigenen Namen anbietet, können als einheitliche Leistung unter die Sonderregelung des § 25 UStG für Reiseleistungen fallen. Auf den Zweck oder die Dauer des Auslandsaufenthalts der Teilnehmer kommt es insoweit nicht an.

UStG 1993 § 4 Nr. 23, § 25; Richtlinie 77/388/EWG Art. 26.

 (Nachfolgeentscheidung zum EuGH-Urteil vom 13. Oktober 2005 C-200/04 iSt internationale Sprach- und Studienreisen GmbH)

Vorinstanz: FG Baden-Württemberg vom 15. November 2001 10 K 310/98 (EFG 2002, 1125)

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BFH-Urteil vom 24.8.2006 (V R 17/04) BStBl. 2007 II S. 146

Die Lieferung von Trinkwasser in verschlossenen 22,5 l-Behältnissen zum menschlichen Konsum in Betrieben unterliegt dem Regelsteuersatz.

UStG 1993/1999 § 12 Abs. 1, Abs. 2 Nr. 1 i.V.m. Nr. 34 der Anlage zu § 12 Abs. 2 Nr. 1.

Vorinstanz: FG Düsseldorf vom 4. Februar 2004 5 K 6561/99 U (EFG 2004, 1015)

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BFH-Urteil vom 7.9.2006 (V R 6/05) BStBl. 2007 II S. 148

1. Ein Testamentsvollstrecker, der über einen längeren Zeitraum eine Vielzahl von Handlungen vornimmt, wird regelmäßig nachhaltig und damit unternehmerisch tätig; dies gilt auch bei einer "Auseinandersetzungs-Testamentsvollstreckung" (Anschluss an BFH-Urteile vom 26. September 1991 V R 1/87, BFH/NV 1992, 418, und vom 30. Mai 1996 V R 26/93, BFH/NV 1996, 938).

2. Die unternehmerische Tätigkeit eines Testamentsvollstreckers unterliegt auch dann der Umsatzsteuer, wenn sie aus privatem Anlass aufgenommen wurde; die Rechtsprechung des EuGH zur "nur gelegentlichen" Ausführung von Umsätzen durch Nutzung privater Gegenstände kann hierzu nicht erweiternd angewendet werden.

UStG 1993/1999 § 1 Abs. 1 Nr. 1, § 2 Abs. 1; Richtlinie 77/388/EWG Art. 4 Abs. 3.

Vorinstanz: FG München vom 9. Dezember 2004 14 K 669/02 (EFG 2005, 644)

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EuGH-Urteil vom 15.9.2005 (C-58/04) BStBl. 2007 II S. 150

Leitsatz (vom BMF gebildet)

Aufenthalte eines Schiffes in Häfen von Drittländern, bei denen die Reisenden das Schiff, und sei es nur für kurze Zeit, verlassen können, sind "Zwischenaufenthalte außerhalb der Gemeinschaft" im Sinne des Artikels 8 Absatz 1 Buchstabe c der Sechsten Richtlinie 77/388 zur Harmonisierung der Rechtsvorschriften der Mitgliedsstaaten über die Umsatzsteuern in der Fassung der Richtlinie 92/111; diese Bestimmung sieht als steuerlichen Anknüpfungspunkt für Lieferungen von Gegenständen, die an Bord eines Schiffes, eines Flugzeugs oder in einer Eisenbahn und während des innerhalb der Gemeinschaft stattfindenden Teils einer Beförderung erfolgen, den Abgangsort der Beförderung vor, wenn der Teil der Beförderung zwischen Abgangsort und Ankunftsort ohne Zwischenaufenthalt außerhalb der Gemeinschaft erfolgt.

6. EG-Richtlinie Art. 8 Abs. 1 Buchst. c; UStG § 3e, § 3 Abs. 5 und 6, § 1 Abs. 1 Nr. 1.

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BFH-Urteil vom 5.10.2006 (VII R 63/05) BStBl. 2007 II S. 155

1. Ein hinreichender Anlass für Ermittlungen der Steuerfahndung zur Aufdeckung unbekannter Steuerfälle nach § 93, § 208 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 AO 1977 kann auch dann vorliegen, wenn bei Betriebsprüfungen Steuerverkürzungen aufgedeckt worden sind, die durch bestimmte für die Berufsgruppe typische Geschäftsabläufe begünstigt worden sind. Eine nur geringe Anzahl bereits festgestellter Steuerverkürzungen allein steht dann der Aufnahme von Vorfeldermittlungen nicht entgegen.

2. Die Befragung Dritter, auch wenn sie mit den möglichen Steuerverkürzern in keiner unmittelbaren Beziehung stehen, ist - ohne dass es eines Anlasses in ihrer Person oder Sphäre bedürfte - gerechtfertigt, wenn die Steuerfahndung aufgrund ihrer Vorerkenntnisse nach pflichtgemäßem Ermessen zu dem Ergebnis gelangt, dass die Auskunft zu steuererheblichen Tatsachen zu führen vermag.

AO 1977 § 93, § 208 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3, § 208 Abs. 1 Satz 2.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG vom 11. November 2005 6 K 21/05 (EFG 2006, 232)

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BFH-Urteil vom 22.9.2005 (IX R 21/04) BStBl. 2007 II S. 158

Über die Verrechenbarkeit von Verlusten aus privaten Veräußerungsgeschäften i.S. des § 23 EStG, die im Entstehungsjahr nicht ausgeglichen werden können, ist im Jahr der Verrechnung zu entscheiden; ein gesondertes Feststellungsverfahren sieht die Vorschrift nicht vor (entgegen BMF vom 5. Oktober 2000 IV C 3 -S 2256- 263/00, BStBl I 2000, 1383, Tz. 42).

EStG § 10d Abs. 4, § 23 Abs. 3.

Vorinstanz: FG München vom 20. April 2004 12 K 4579/02 (EFG 2004, 1370)

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BFH-Urteil vom 15.2.2006 (X R 5/04) BStBl. 2007 II S. 160

Hat sich der Vermögensübernehmer eines land- und forstwirtschaftlichen Betriebs gegenüber den Vermögensübergebern (Eltern) in einem Altenteilsvertrag verpflichtet, die Kosten eines ortsüblichen Grabmals zu tragen, so sind die dadurch nach dem Tod des Erstverstorbenen entstandenen Aufwendungen als dauernde Last i.S. von § 10 Abs. 1 Nr. 1a EStG abziehbar, soweit sie angemessen sind.

EStG § 10 Abs. 1 Nr. 1a; EGBGB Art. 96.

Vorinstanz: FG Nürnberg vom 15. Dezember 2003 I 241/2003 (EFG 2004, 722)

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BFH-Urteil vom 27.6.2006 (IX R 47/04) BStBl. 2007 II S. 162

Die Rückabwicklung eines Anschaffungsgeschäfts wegen irreparabler Vertragsstörungen stellt kein steuerpflichtiges Veräußerungsgeschäft i.S. des § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 EStG dar.

EStG § 22 Nr. 2, § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1.

Vorinstanz: FG Rheinland-Pfalz vom 2. September 2004 4 K 1144/03

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BFH-Urteil vom 22.8.2006 (I R 6/06) BStBl. 2007 II S. 163

Bei der Ermittlung des Veräußerungsgewinns gemäß § 49 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. f EStG 1997 ist entsprechend § 6 Abs. 1 Nr. 5 Satz 1 Halbsatz 1 EStG 1997 der Teilwert des veräußerten Wirtschaftsguts bei In-Kraft-Treten des § 49 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. f EStG 1997 zum 1. Januar 1994 zugrunde zu legen. Die Wertbegrenzung auf die Anschaffungs- oder Herstellungskosten gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 5 Satz 1 Halbsatz 2 Buchst. a EStG 1997 ist nicht anzuwenden (Anschluss an Senatsurteile vom 5. Juni 2002 I R 81/00, BFHE 199, 300, BStBl II 2004, 344, sowie I R 105/00, BFH/NV 2002, 1433).

EStG 1997 § 6 Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 5 Satz 1 Halbsatz 2 Buchst. a, § 49 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. f und Nr. 6.

Vorinstanz: FG Baden-Württemberg, Außensenate Freiburg, vom 28. September 2005 3 K 181/00 (EFG 2006, 804)

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BFH-Urteil vom 24.8.2006 (IX R 52/04) BStBl. 2007 II S. 165

Die personelle Verflechtung einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts mit einer GmbH ist auch dann gegeben, wenn der Gesellschafter-Geschäftsführer der GbR, der zugleich alleiniger Geschäftsführer der GmbH ist, zwar von der GbR nicht vom Verbot des Selbstkontrahierens befreit ist, aufgrund seiner beherrschenden Stellung in der GmbH aber bewirken kann, dass auf Seiten der GmbH nicht er selbst als deren Vertreter auftritt.

EStG § 15 Abs. 1, § 16 Abs. 1 Nr. 1, Abs. 2 und Abs. 3; GmbHG § 47 Abs. 1 und Abs. 4; BGB § 181; AO 1977 § 41.

Vorinstanz: FG Köln vom 14. Oktober 2004 10 K 6639/03 (EFG 2005, 121)

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BFH-Beschluss vom 6.9.2006 (XI R 26/04) BStBl. 2007 II S. 167

Es wird die Entscheidung des BVerfG darüber eingeholt, ob § 2 Abs. 3 Sätze 2 bis 8, § 10d Abs. 1 Sätze 2 bis 4, Abs. 2 Sätze 2 bis 4, Satz 5 Halbsatz 2 soweit auf Sätze 2 bis 4 verweisend, und Abs. 3 EStG i.d.F. des StEntlG 1999/2000/2002 wegen Verletzung des Grundsatzes der Normenklarheit (Art. 20 Abs. 3, Art. 19 Abs. 4 GG) verfassungswidrig sind.

EStG i.d.F. des StEntlG 1999/2000/2002 § 2 Abs. 3 Sätze 2 ff., § 10d Abs. 1 Sätze 2 ff., Abs. 2 Sätze 2 ff., Abs. 3.

Vorinstanz: FG Münster vom 11. Februar 2004 7 K 5227/00 E (EFG 2004, 996)

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BFH-Urteil vom 6.9.2006 (XI R 64/05) BStBl. 2007 II S. 177

Die Tätigkeit eines Fachkrankenpflegers für Krankenhaushygiene ist dem Katalogberuf des Krankengymnasten ähnlich.

EStG § 18 Abs. 1 Nr. 1.

Vorinstanz: FG Münster vom 9. November 2005 7 K 4789/03 G,F (EFG 2006, 267)

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BFH-Urteil vom 18.10.2006 (IX R 5/06) BStBl. 2007 II S. 179

§ 23 Abs. 1 Sätze 2 und 3 EStG i.d.F. des StEntlG 1999/2000/ 2002 vom 24. März 1999 (BGBl I 1999, 402) sind auf Entnahmen vor dem 1. Januar 1999 nicht anzuwenden (gegen BMF-Schreiben vom 5. Oktober 2000, BStBl I 2000, 1383, Tz. 1).

EStG § 22 Nr. 2, § 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, Sätze 2 und 3.

Vorinstanz: FG München vom 6. Dezember 2005 2 K 3452/05 (EFG 2006, 671)

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BFH-Urteil vom 14.12.2006 (IV R 57/05) BStBl. 2007 II S. 180

Die Annahme außerordentlicher Einkünfte i.S. des § 34 Abs. 2 Nr. 4 EStG setzt voraus, dass die Vergütung für mehrjährige Tätigkeiten eine Progressionswirkung typischerweise erwarten lässt. Dies ist jedenfalls dann der Fall, wenn eine Vergütung für eine mehrjährige Tätigkeit - hier eines Freiberuflers - aufgrund einer vorausgegangenen rechtlichen Auseinandersetzung zusammengeballt zufließt.

EStG § 34 Abs. 2 Nr. 4.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG vom 31. August 2005 2 K 306/03 (EFG 2005, 1871)

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BFH-Urteil vom 5.9.2006 (VI R 38/04) BStBl. 2007 II S. 181

Die Übernahme von Beitragsleistungen zur freiwilligen Versicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung durch den Arbeitgeber für sog. Kirchenbeamte stellt dann keinen Arbeitslohn dar, wenn die Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung auf die zugesagten beamtenrechtlichen Versorgungsbezüge angerechnet werden sollen.

EStG § 19 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1; SGB VI § 5 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2, § 7, § 171.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG vom 24. Juni 2004 11 K 537/02 (EFG 2004, 1829)

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BFH-Urteil vom 18.8.2005 (V R 31/04) BStBl. 2007 II S. 183

1. Verwertet ein Insolvenzverwalter freihändig eine bewegliche Sache, an der ein Absonderungsrecht eines Sicherungsgebers besteht, so erbringt er dadurch keine Leistung gegen Entgelt an den Sicherungsgeber. Die Verwertungskosten, die der Insolvenzverwalter in diesem Fall kraft Gesetzes vorweg für die Masse zu entnehmen hat, sind kein Entgelt für eine Leistung.

2. Vereinbaren der absonderungsberechtigte Grundpfandgläubiger und der Insolvenzverwalter, dass der Insolvenzverwalter ein Grundstück für Rechnung des Grundpfandgläubigers veräußert und vom Veräußerungserlös einen bestimmten Betrag für die Masse einbehalten darf, führt der Insolvenzverwalter neben der Grundstückslieferung an den Erwerber eine sonstige entgeltliche Leistung an den Grundpfandgläubiger aus. Der für die Masse einbehaltene Betrag ist in diesem Fall Entgelt für eine Leistung.

UStG 1999 § 1 Abs. 1 Nr. 1 Satz 1, § 10 Abs. 1 Satz 1; InsO §§ 50, 51, 55, 166, 170, 171.

Vorinstanz: FG des Landes Brandenburg vom 16. März 2004 1 K 2949/02 (EFG 2004, 1003)

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BFH-Urteil vom 13.7.2006 (V R 46/05) BStBl. 2007 II S. 186

1. Erstattet der erste Unternehmer in einer Leistungskette dem Endverbraucher einen Teil des von diesem gezahlten Leistungsentgelts oder gewährt er ihm einen Preisnachlass, mindert sich dadurch die Bemessungsgrundlage für den Umsatz des ersten Unternehmers (an seinen Abnehmer der nächsten Stufe). Der erste Unternehmer hat deshalb den für seinen Umsatz geschuldeten Steuerbetrag zu berichtigen (Bestätigung des BFH-Urteils vom 12. Januar 2006 V R 3/04, BStBl II 2006, 479).

2. Preisnachlässe, die dem Telefonkunden vom Vermittler des Telefonanbietervertrages gewährt werden, mindern die Bemessungsgrundlage des Umsatzes der vom Vermittler dem Telefonunternehmen gegenüber erbrachten Vermittlungsleistung.

UStG 1999 §§ 10 Abs. 1, 14 Abs. 2, 17 Abs. 1; Richtlinie 77/388/EWG Art. 11 Teil A Abs. 1 Buchst. a, Teil C Abs. 1.

Vorinstanz: Schleswig-Holsteinisches FG vom 14. Juni 2005 4 K 15/01 (EFG 2005, 1977)

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BFH-Urteil vom 24.8.2006 (V R 19/05) BStBl. 2007 II S. 187

Gibt der Inhaber einer Genehmigung zum Betrieb einer Sonderabfalldeponie aufgrund eines Vertrages mit einem Bundesland das Vorhaben auf und erhält er dafür vom Land einen Geldbetrag, liegt ein steuerbarer Umsatz i.S. des § 1 Abs. 1 Nr. 1 Satz 1 UStG vor.

UStG 1991 § 1 Abs. 1 Nr. 1 Satz 1; Richtlinie 77/388/EWG Art. 2 Nr. 1, Art. 6 Abs. 1.

Vorinstanz: FG Münster vom 18. Januar 2005 15 K 827/01 U (EFG 2005, 735)

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BVerfG-Beschluss vom 7.11.2006 (1 BvL 10/02) BStBl. 2007 II S. 192

1. Die durch § 19 Abs. 1 ErbStG angeordnete Erhebung der Erbschaftsteuer mit einheitlichen Steuersätzen auf den Wert des Erwerbs ist mit dem Grundgesetz unvereinbar, weil sie an Steuerwerte anknüpft, deren Ermittlung bei wesentlichen Gruppen von Vermögensgegenständen (Betriebsvermögen, Grundvermögen, Anteilen an Kapitalgesellschaften und land- und forstwirtschaftlichen Betrieben) den Anforderungen des Gleichheitssatzes aus Art. 3 Abs. 1 GG nicht genügt.  

2. a) Die Bewertung des anfallenden Vermögens bei der Ermittlung der erbschaftsteuerlichen Bemessungsgrundlage muss wegen der dem geltenden Erbschaftsteuerrecht zugrunde liegenden Belastungsentscheidung des Gesetzgebers, den durch Erbfall oder Schenkung anfallenden Vermögenszuwachs zu besteuern, einheitlich am gemeinen Wert als dem maßgeblichen Bewertungsziel ausgerichtet sein. Die Bewertungsmethoden müssen gewährleisten, dass alle Vermögensgegenstände in einem Annäherungswert an den gemeinen Wert erfasst werden.

b) Bei den weiteren, sich an die Bewertung anschließenden Schritten zur Bestimmung der Steuerbelastung darf der Gesetzgeber auf den so ermittelten Wert der Bereicherung aufbauen und Lenkungszwecke, etwa in Form zielgenauer und normenklarer steuerlicher Verschonungsregelungen, ausgestalten.

 

 

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