| Home | Index | EStG | Neuzugang | Impressum  
       

 

 

 

 

 

 

BFH-Urteil vom 15.4.1997 (VII R 74/96) BStBl. 1997 II S. 600

Der objektive Tatbestand einer Hinterziehung von Einkommensteuer-Vorauszahlungen kann bereits dann erfüllt sein, wenn der Steuerpflichtige durch unrichtige Angaben in der Jahressteuererklärung bewirkt, daß neben der Jahreseinkommensteuer für den vergangenen Veranlagungszeitraum auch die Einkommensteuer-Vorauszahlungen für einen nachfolgenden Veranlagungszeitraum (§ 37 Abs. 3 Satz 2 EStG) von der Finanzbehörde nicht in voller Höhe oder nicht rechtzeitig festgesetzt werden.

EStG § 37 Abs. 1 und 3; AO 1977 § 370 Abs. 1 Nr. 1, Abs. 4 Satz 1.

Vorinstanz: FG Münster (EFG 1996, 1135)

*****

BFH-Urteil vom 12.12.1996 (X R 65/95) BStBl. 1997 II S. 603

1. Werbungskosten i. S. der §§ 9 Abs. 1 Satz 1, 23 Abs. 4 Satz 1 EStG sind - in Angleichung an das für alle Überschußeinkunftsarten gleichermaßen geltende Veranlassungsprinzip und unter Berücksichtigung einkunftsartbedingter Besonderheiten - grundsätzlich alle durch ein Spekulationsgeschäft i. S. des § 23 EStG veranlaßten Aufwendungen, die nicht zu den (nachträglichen) Anschaffungs- oder Herstellungskosten des angeschafften Wirtschaftsgutes gehören (Anschluß an BFH-Urteil vom 17. Juli 1991 X R 6/91, BFHE 165, 85, BStBl II 1991, 916).

2. Wird ein unbebautes Grundstück innerhalb von zwei Jahren seit der Anschaffung unter Aufgabe der Bebauungsabsicht wieder veräußert, können die Planungsaufwendungen (Baugenehmigungsgebühren, Architektenhonorare) als Werbungskosten bei den Einkünften aus Vermietung und Verpachtung oder im Rahmen des Spekulationsgewinns abziehbar sein.

EStG § 9 Abs. 1 Satz 1-2, § 21 Abs. 1 Nr. 1 und Abs. 3, § 23 Abs. 1 Nr. 1a und Abs. 4 Satz 1.

Vorinstanz: FG Köln (EFG 1995, 672)

*****

BFH-Urteil vom 28.1.1997 (IX R 88/94) BStBl. 1997 II S. 605

Beträgt das vereinbarte Entgelt für die Überlassung einer Wohnung zu Wohnzwecken weniger als 50 v. H. (für Veranlagungszeiträume vor 1987: weniger als zwei Drittel) der ortsüblichen Marktmiete, so ist die Nutzungsüberlassung gemäß § 21 Abs. 2 Satz 2 EStG 1987 (§ 21 Abs. 2 2. Alternative EStG 1986) selbst dann in einen entgeltlichen und einen unentgeltlichen Teil aufzuteilen, wenn die Wohnung einem fremden Dritten überlassen wird und der Steuerpflichtige aus vertraglichen oder tatsächlichen Gründen gehindert ist, das vereinbarte Entgelt zu erhöhen.

EStG § 9 Abs. 1 Satz 1; EStG 1986 § 21 Abs. 1 und Abs. 2 Alternative 2; EStG 1987 § 21 Abs. 1 und Abs. 2 Satz 2.

Vorinstanz: FG Münster

*****

BFH-Urteil vom 6.2.1997 (III R 72/96) BStBl. 1997 II S. 607

Die Errichtung eines Anbaus mit einem Fahrstuhl für einen schwer gehbehinderten Haushaltsangehörigen führt auch dann nicht zu außergewöhnlichen Belastungen, wenn das Gebäude bereits vor Eintritt der Behinderung von dem Steuerpflichtigen als Familienwohnung genutzt worden ist (Fortführung des Urteils des Senats vom 10. Oktober 1996 III R 209/94, BFHE 182, 333, BStBl II 1997, 491).

EStG § 33.

Vorinstanz: Hessisches FG

*****

BFH-Urteil vom 4.3.1997 (IX R 29/93) BStBl. 1997 II S. 610

Führt der Steuerpflichtige, der sich an einer Bauherrengemeinschaft, die Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung erzielt, beteiligt hat, nach der Kündigung des Gesellschaftsvertrags seine Tätigkeit als Gesellschafter unverändert bis zur Auseinandersetzung der Bauherrengemeinschaft fort, sind Schuldzinsen, die auf die Zeit zwischen Kündigung und Auseinandersetzung entfallen, als Werbungskosten bei den Einkünften aus Vermietung und Verpachtung abziehbar.

EStG § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1.

Vorinstanz: FG Düsseldorf

*****

BFH-Urteil vom 2.4.1997 (X R 141/94) BStBl. 1997 II S. 611

Ein 13 qm großes Appartement in einem Studentenwohnheim mit Gemeinschaftsteeküche ist keine Wohnung i. S. des § 10e EStG.

EStG § 9 Abs. 1 Satz 1, § 10e Abs. 1, 6, § 21 Abs. 1 Nr. 1.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG

*****

BFH-Urteil vom 11.6.1997 (X R 242/93) BStBl. 1997 II S. 612

Wird die Körperschaftsteuerbefreiung des (Letzt-)Empfängers einer sog. Durchlaufspende rückgängig gemacht und steht hiernach fest, daß der Empfänger tatsächlich nicht gemeinnützig war, kann die frühere körperschaftsteuerliche Beurteilung des Empfängers durch das FA nach den Grundsätzen von Treu und Glauben einer Änderung des Einkommensteuerbescheides entgegenstehen (Abgrenzung zu BFH-Urteilen vom 9. August 1989 I R 181/85, BFHE 158, 31, BStBl II 1989, 990; vom 12. September 1990 I R 65/86, BFHE 162, 407, BStBl II 1991, 258).

AO 1977 § 173 Abs. 1 Nr. 1; EStG § 10b; EStDV § 48 Abs. 2.

Vorinstanz: FG Düsseldorf (EFG 1994, 10)

*****

BFH-Urteil vom 11.6.1997 (X R 77/94) BStBl. 1997 II S. 615

Schulgeld für den Besuch einer "Ersatzschule" ist als Sonderausgabe (§ 10 Abs. 1 Nr. 9 EStG) nur abziehbar, wenn die Schule tatsächlich als Ersatzschule genehmigt worden ist.

EStG § 10 Abs. 1 Nr. 9.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG (EFG 1994, 873)

*****

BFH-Urteil vom 11.6.1997 (X R 74/95) BStBl. 1997 II S. 617

Schulgeld für den Besuch einer Schule im Ausland ist nicht als Sonderausgabe (§ 10 Abs. 1 Nr. 9 EStG) abziehbar.

EStG § 10 Abs. 1 Nr. 9.

Vorinstanz: FG Rheinland-Pfalz (EFG 1995, 747)

*****

BFH-Urteil vom 11.6.1997 (X R 144/95) BStBl. 1997 II S. 621

Schulgeld für den Besuch einer allgemeinbildenden Ergänzungsschule ist als Sonderausgabe (§ 10 Abs. 1 Nr. 9 EStG) nur abziehbar, wenn die Schule nach Landesschulrecht als allgemeinbildende Ergänzungsschule förmlich anerkannt ist.

EStG § 10 Abs. 1 Nr. 9.

Vorinstanz: FG Düsseldorf (EFG 1996, 648)

*****

BFH-Urteil vom 2.7.1997 (II R 43/94) BStBl. 1997 II S. 623

Bei der Kürzung des besonderen Versorgungsfreibetrags nach § 17 Abs. 1 Satz 2 ErbStG sind alle von der Erbschaftsteuer nicht erfaßten Versorgungsleistungen unabhängig davon zu berücksichtigen, ob diese in lebenslänglichen Leistungen, in Leistungen auf eine bestimmte Zeit oder in einem einzigen Betrag bestehen.

ErbStG § 3 Abs. 1 Nr. 4, § 17 Abs. 1 Satz 2, BewG § 14.

Vorinstanz: FG Rheinland-Pfalz (EFG 1995, 128)

*****

BFH-Beschluß vom 16.7.1997 (II B 99/96) BStBl. 1997 II S. 625

Die Frage, ob die Steuerermäßigung gemäß § 27 ErbStG 1974 für den mehrfachen Erwerb desselben Vermögens auch beim Erwerb durch Schenkung zu gewähren ist, hat keine grundsätzliche Bedeutung, da § 27 Abs. 1 ErbStG 1974 nach seinem klaren Wortlaut offensichtlich nur den Letzterwerb von Todes wegen begünstigt.

FGO § 115 Abs. 2 Nr. 1; ErbStG 1974 § 27.

Vorinstanz: FG Nürnberg

*****

BFH-Beschluß vom 30.7.1997 (II R 33/95) BStBl. 1997 II S. 626

Die Verbindung mehrerer selbständiger Klageverfahren unterschiedlicher Kläger kommt wegen der auch das Gericht bindenden Verpflichtung, das Steuergeheimnis zu wahren (§ 30 AO 1977), regelmäßig nur dann und insoweit in Betracht, wie die Voraussetzungen einer Streitgenossenschaft (vgl. § 59 FGO i. V. m. §§ 59 ff. ZPO) gegeben sind. Für den Steuerprozeß bedeutet dies, daß eine Verbindung von Klageverfahren unterschiedlicher Kläger grundsätzlich nur dann in Betracht kommt, wenn diese Kläger sämtlich jeweils an dem oder den streitigen Steuerrechtsverhältnis(sen) oder dem Rechtsvorgang beteiligt sind, durch den der Steuertatbestand verwirklicht wurde.

FGO § 59, § 73 Abs. 1; ZPO §§ 59 ff.; AO 1977 § 30.

*****

BFH-Urteil vom 29.4.1997 (VII R 1/97) BStBl. 1997 II S. 627

1. Zur kraftfahrzeugsteuerrechtlichen Beurteilung umgebauter Personenkraftwagen.

2. Die Finanzbehörde verletzt ihre Ermittlungspflicht, wenn sie der Kraftfahrzeugsteuerveranlagung unter Verzicht auf für die Beurteilung notwendige Daten die verkehrsrechtliche Einstufung des umgebauten Fahrzeugs (1.) - als Lastkraftwagen - zugrunde legt. Eine verbösernde Änderungsfestsetzung wegen nachträglich erkannter Unerheblichkeit der Umbauten scheidet in solchen Fällen aus.

KraftStG § 2 Abs. 2 Satz 1, § 8; KraftStDV § 6, § 5 Abs. 3; AO 1977 § 173 Abs. 1 Nr. 1, § 88.

Vorinstanz: FG Nürnberg

*****

BFH-Urteil vom 31.8.1995 (VII R 98/94) BStBl. 1997 II S. 629

Zur Frage, unter welchen Umständen die berufliche Niederlassung des Steuerberater-Geschäftsführers im "Nahbereich" des Sitzes der Gesellschaft anzunehmen ist.

StBerG § 50 Abs. 1 Satz 2.

Vorinstanz: FG Baden-Württemberg (EFG 1995, 141)

*****

BFH-Urteil vom 11.6.1997 (XI R 18/96) BStBl. 1997 II S. 633

Bei Aufgabe oder Umstellung eines Verfahrens zur Trennung der Entgelte nach Steuersätzen auf der Grundlage des jeweiligen Wareneingangs ist der Warenendbestand zu berücksichtigen.

UStG 1980 § 22 Abs. 2 Nr. 1 Sätze 1 und 2; UStDV 1980 § 63 Abs. 5, UStR Abschn. 259 Abs. 3 ff.

Vorinstanz: FG Rheinland-Pfalz (EFG 1996, 618)

*****

BFH-Urteil vom 30.7.1997 (II R 9/95) BStBl. 1997 II S. 635

1. Vermögensteuerbescheide für Kalenderjahre vor 1997 unterliegen wie bisher der (revisions-)gerichtlichen Überprüfung, weil das VStG für Veranlagungszeiträume bis 31. Dezember 1996 fortgilt.

2. Besteht bei einer beschränkt vermögensteuerpflichtigen natürlichen Person das erweiterte Inlandsvermögen aus Festgeld, das aus einem Veräußerungserlös stammt und dazu dienen soll, die durch den Veräußerungsvorgang ausgelöste, aber zunächst bestrittene Einkommensteuerschuld zu tilgen, ist diese Schuld nicht gemäß § 3 Abs. 1 Satz 2 AStG i. V. m. § 121 Abs. 3 Satz 2, § 118 Abs. 1 Nr. 1 BewG - jeweils in der bis zum JStG 1997 vom 20. Dezember 1996 (BGBl I, 2049) geltenden Fassung - abziehbar. Es fehlt am wirtschaftlichen Zusammenhang.

3. Wird im Einspruchsverfahren die Herabsetzung der Steuer beantragt, läßt § 171 Abs. 3 Satz 2 AO 1977 eine Verböserung nach Ablauf der regulären Festsetzungsfrist trotz § 367 Abs. 2 Satz 1 AO 1977 nicht zu.

VStG 1974; BVerfGG § 31 Abs. 2; AStG (vor JStG 1997) § 3 Abs. 1 Satz 2, BewG (vor JStG 1997) § 121 Abs. 3 Satz 2, § 118 Abs. 1 Satz 1; AO 1977 § 171 Abs. 3 Satz 2, § 367 Abs. 2 Satz 1.

Vorinstanz: FG Münster

*****

BFH-Beschluß vom 17.12.1996 (IX R 5/96) BStBl. 1997 II S. 638

Auch nach der Privatisierung der Deutschen Bundespost sind die von den Postzustellern unter Beachtung der Vorschriften des VwZG bewirkten Zustellungen wirksam (§ 16 Abs. 1 PostG).

FGO §§ 53, 91, 116 Abs. 1 Nr. 3; PostG § 16 Abs. 1; VwZG § 3 Abs. 3; ZPO §§ 182, 418 Abs. 1.

Vorinstanz: Hessisches FG

*****

BFH-Urteil vom 11.6.1997 (X R 14/95) BStBl. 1997 II S. 642

1. Wird der regelmäßig mit der Steuer festzusetzende Verspätungszuschlag einen Monat nach dem Erlaß des Steuerbescheids festgesetzt, so ist er nicht schon deshalb rechtsfehlerhaft.

2. Mit dem Höchstbetrag des Verspätungszuschlags von 10.000 DM kann ein Zinsvorteil nicht nur in außergewöhnlichen Fällen, etwa bei Zusammentreffen mehrerer erschwerender Umstände, abgeschöpft werden.

3. Die Festsetzung eines Verspätungszuschlags ist nur dann ermessensfehlerfrei, wenn die Behörde von zutreffenden Annahmen über die Höhe des abzuschöpfenden Zinsvorteils ausgeht.

AO 1977 § 152; FGO § 102.

Vorinstanz: Hessisches FG

*****

BFH-Urteil vom 18.2.1997 (VIII R 54/95) BStBl. 1997 II S. 647

Erreicht der Steuerpflichtige wegen eines in einem Veranlagungszeitraum erzielten Einnahmeüberschusses eine geänderte Beurteilung der Einkünfteerzielungsabsicht und die Berücksichtigung des Werbungskostenüberschusses in den angefochtenen Steuerbescheiden, so kann das FA den unberücksichtigt gebliebenen Einnahmeüberschuß nachträglich durch Änderung des für diesen Veranlagungszeitraum bestandskräftig gewordenen Steuerbescheides nach § 174 Abs. 4 AO 1977 erfassen.

Der Änderung nach § 174 Abs. 4 AO 1977 steht nicht entgegen, daß der gleiche Sachverhalt sowohl in dem zugunsten des Steuerpflichtigen geänderten Bescheid als auch in dem zu ändernden Bescheid steuerlich zu berücksichtigen ist.

AO 1977 § 174 Abs. 4.

Vorinstanz: FG Baden-Württemberg

*****

BFH-Urteil vom 22.4.1997 (IX R 17/96) BStBl. 1997 II S. 650

Läßt sich der Eigentümer einer Eigentumswohnung beim Erwerb einer zweiten Wohnung vom Verkäufer beider Wohnungen ein Rückverkaufsrecht hinsichtlich der ersten Wohnung einräumen, dann schließt dies die Absicht, aus beiden Wohnungen langfristig einen Überschuß zu erzielen, nicht aus, wenn feststeht, daß der Erwerber von dem Recht nur Gebrauch machen will, falls äußere Umstände ihn dazu zwingen.

EStG § 21 Abs. 1.

Vorinstanz: FG Köln (EFG 1996, 590)

*****

BFH-Urteil vom 19.6.1997 (IV R 26/96) BStBl. 1997 II S. 652

1. Bezüge aus öffentlichen Mitteln können als Beihilfe i. S. des § 3 Nr. 11 EStG steuerfrei nur für denjenigen sein, dem sie bewilligt worden sind.

2. Werden Eltern aus kommunalen Mitteln Beihilfen zur Deckung von Aufwendungen für die Betreuung des Kindes durch Dritte bewilligt und erfolgt die Zahlung auf Antrag der Eltern unmittelbar an die Betreuungsperson, so sind diese Einnahmen der Betreuungsperson nicht steuerbefreit.

EStG § 3 Nr. 11.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG (EFG 1996, 1014)

*****

BFH-Urteil vom 28.1.1997 (IX R 23/94) BStBl. 1997 II S. 655

Ein mit Angehörigen geschlossener Mietvertrag über eine Wohnung (hier: in einem Zweifamilienhaus) ist nur dann steuerrechtlich anzuerkennen, wenn feststeht, daß die gezahlte Miete tatsächlich endgültig aus dem Vermögen des Mieters in das des Vermieters gelangt ist. Die Feststellung der tatsächlichen Voraussetzungen obliegt insoweit dem FG.

EStG § 21a Abs. 1 Satz 3 Nr. 1; AO 1977 § 41 Abs. 2.

Vorinstanz: FG Düsseldorf (EFG 1994, 523)

*****

BFH-Urteil vom 9.4.1997 (I R 178/94) BStBl. 1997 II S. 657

1. Der in Art. XV Abs. 1 Buchst. b Nr. 1 bb DBA-USA 1954/65 verwendete Ausdruck "Einkünfte aus Quellen innerhalb der Vereinigten Staaten" ist abkommensrechtlich auszulegen.

2. Dagegen bestimmt sich nach deutschem Steuerrecht, welche deutsche Steuer auf ausländische Dividenden im abkommensrechtlichen Sinne entfällt. Einschlägig ist § 34d Nr. 6 EStG.

3. Werden Dividenden innerhalb eines inländischen Betriebsvermögens erzielt, so ist bei der Anwendung des § 34d Nr. 6 EStG darauf abzustellen, ob die Dividenden "isoliert gesehen" ausländische i. S. der Vorschrift sind.

4. Ausländischen Dividenden i. S. des § 34d Nr. 6 EStG sind nur solche Betriebsausgaben zuzuordnen, die die Eignung hätten, in die Bemessungsgrundlage der Einkünfte aus Kapitalvermögen i. S. des § 20 Abs. 1 Nr. 1 EStG einzugehen.

DBA-USA 1954/65 Art. XV Abs. 1 Buchst. b Nr. 1 bb; DBA-Australien Art. 10 Abs. 1 und 3, Art. 22 Abs. 2 Buchst. b; DBA-Belgien Art. 10 Abs. 1 und 5, Art. 23 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. a; DBA-Großbritannien Art. VI Abs. 1 und 4, Art. XVIII Abs. 2 Buchst. b; DBA-Japan Art. 10 Abs. 1 und 5, Art. 23 Abs. 1 Buchst. b; DBA-Kanada vom 15. April 1957 Art. VI Abs. 1 und 3, Art. XVI Abs. 2 Satz 3; DBA-Niederlande Art. 13 Abs. 4, Art. 20 Abs. 2 Satz 3; DBA-Norwegen vom 18. November 1958 Art. 12 Abs. 1 und 4, Art. 19 Abs. 2 Satz 3; DBA-Schweiz Art. 10 Abs. 1 und 4, Art. 24 Abs. 1 Nr. 2; DBA-Südafrika Art. 7 Abs. 1 und 4, Art. 20 Abs. 2 Buchst. b; KStG § 26 Abs. 1; EStG § 20 Abs. 1 Nr. 1, § 34c Abs. 1 Satz 2, § 34d Nr. 6.

Vorinstanz: Hessisches FG (EFG 1995, 317)

*****

BFH-Urteil vom 12.6.1997 (I R 72/96) BStBl. 1997 II S. 660

1. Die Auslegung eines Verwaltungsaktes durch das FG ist revisionsrechtlich überprüfbar.

2. Die Erhebung einer Klage auf Feststellung der Steuerfreiheit von Lohneinkünften nach dem DBA-Frankreich durch den Arbeitgeber ist unzulässig, wenn dieser das Verfahren nach § 39d Abs. 3 Satz 4 i. V. m. § 39b Abs. 6 EStG einleiten kann.

3. Die Steuerpflicht im Inland tätiger "französischer Arbeitnehmer" beurteilt sich primär nach § 49 Abs. 1 Nr. 4 EStG.

4. Über eine Steuerbefreiung der Löhne im Inland nach Art. 13 DBA-Frankreich kann wegen Art. 25 b Abs. 1 Satz 1 DBA-Frankreich nur im Verfahren gemäß § 39d Abs. 3 Satz 4 i. V. m. § 39b Abs. 6 EStG oder in einem besonderen Erstattungsverfahren entschieden werden.

5. Das besondere Erstattungsverfahren kann nur von dem einzelnen Arbeitnehmer eingeleitet werden. Einen Antrag nach § 39d Abs. 3 Satz 4 i. V. m. § 39b Abs. 6 EStG kann auch der Arbeitgeber stellen.

EStG § 39d Abs. 3 Satz 4, § 49 Abs. 1 Nr. 4, § 39b Abs. 6; DBA-Frankreich Art. 25 b.

Vorinstanz: FG Baden-Württemberg (EFG 1997, 82)

*****

BFH-Beschluß vom 4.12.1996 (II B 116/96) BStBl. 1997 II S. 661

Es bestehen keine ernstlichen Zweifel daran, daß die formwechselnde Umwandlung einer Kapitalgesellschaft in eine Personengesellschaft mangels Rechtsträgerwechsels nicht der Grunderwerbsteuer unterliegt.

GrEStG 1983 § 1 Abs. 1, §§ 5 bis 7; UmwG 1995 § 1 Abs. 1 Nr. 4, §§ 190 ff.

Vorinstanz: FG Münster

*****

BFH-Urteil vom 16.7.1997 (II R 27/95) BStBl. 1997 II S. 663

Die Frage, ob die Steuervergünstigung des § 6 Abs. 2 GrEStG 1983 nach Absatz 4 der Vorschrift zu versagen oder zu verringern ist, kann hinsichtlich des Grundstücks und eines darauf errichteten Gebäudes, die grunderwerbsteuerrechtlich eine Einheit i. S. des § 2 GrEStG 1983 bilden, nur einheitlich beantwortet werden. Ist die Steuervergünstigung für den Erwerb des Grundstücks nach § 6 Abs. 4 GrEStG 1983 zu versagen oder zu verringern, so gilt dies für das miterworbene Gebäude auch dann, wenn dieses erst errichtet worden ist, nachdem der grundstückserwerbende Gesamthänder seine Beteiligung an der Gesellschaft erworben oder aufgestockt hat.

GrEStG 1983 §§ 2, 6.

Vorinstanz: FG Nürnberg

*****

BFH-Urteil vom 16.7.1997 (XI R 85/96) BStBl. 1997 II S. 666

Der Arbeitgeberwechsel im Rahmen eines (Teil-)Betriebsübergangs führt in der Regel nicht zur Auflösung des bestehenden Dienstverhältnisses.

EStG § 3 Nr. 9 Satz 1.

Vorinstanz: FG Düsseldorf (EFG 1997, 391)

*****

BFH-Beschluß vom 20.8.1997 (VI B 83/97) BStBl. 1997 II S. 667

Es besteht kein Klärungsbedarf, ob die Bewertung der Kfz-Gestellung gemäß Abschn. 31 Abs. 7 Nr. 4 LStR 1990 nach der 1 v.H.-Methode auch bei Barlohnumwandlung anzuwenden war, weil dies offenkundig der Fall war.

EStG § 8; LStR 1990 Abschn. 31 Abs. 7 Nr. 4.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG (EFG 1997, 610)

*****

BFH-Urteil vom 10.7.1997 (V R 95/96) BStBl. 1997 II S. 668

1. Verpachtet eine Brauerei im Namen und für Rechnung der Hauseigentümer Gaststätten und dazugehörige Wohnungen an Gastwirte, übernimmt sie die Verwaltung der Pachtobjekte und haftet sie für den pünktlichen Eingang der Pacht bis zu einem Höchstbetrag, so kann es sich um "Leistungen gegen Entgelt" handeln, wenn sich die Hauseigentümer gegenüber der Brauerei verpflichten, deren Werbung an ihren Häusern zu dulden und ihrerseits die Pächter zu verpflichten, das Bier bei der Brauerei zu beziehen.

2. Ein Anhaltspunkt für die Bewertung des Entgelts können die Aufwendungen sein, die der Brauerei für die Erbringung ihrer Leistungen entstanden sind.

UStG 1980 § 1 Abs. 1 Nr. 1 Satz 1, § 3 Abs. 12 Satz 2, § 10 Abs. 2 Satz 2.

Vorinstanz: FG Köln (EFG 1996, 1059)

*****

BFH-Urteil vom 16.7.1997 (XI R 94/96) BStBl. 1997 II S. 670

1. Der Verzicht auf eine Steuerbefreiung geschieht regelmäßig dadurch, daß der Steuerpflichtige den in § 9 UStG 1980 genannten Umsatz dem Leistungsempfänger unter besonderem Ausweis der Umsatzsteuer in Rechnung stellt; der Verzicht kann auch durch schlüssiges Verhalten erklärt werden, soweit aus den Erklärungen und sonstigen Verlautbarungen, in die das gesamte Verhalten einzubeziehen ist, der Wille zum Verzicht eindeutig hervorgeht.

2. Ein Zwangsverwalter ist berechtigt, im Nachgang zu seinen Pflichten noch eine Rechnung mit gesondertem Steuerausweis auszustellen.

UStG 1980 § 9, § 14 Abs. 2 und 3; AO 1977 § 36; ZVG § 152.

Vorinstanz: FG Münster (EFG 1997, 192)

*****

BVerfG-Beschluß vom 8.4.1997 (1 PBvU 1/95) BStBl. 1997 II S. 672

Zur Bedeutung des Art. 101 Abs. 1 Satz 2 GG für die Bestimmung der Sitz- oder Spruchgruppen von Berufsrichtern in überbesetzten gerichtlichen Spruchkörpern.

Beschluß des Plenums.

*****

BFH-Urteil vom 10.7.1996 (X R 103/95) BStBl. 1997 II S. 678

Der Senat bleibt dabei, daß Erwerb und Veräußerung von (Unter-)Beteiligungen an einer Personengesellschaft auch dann nicht unter § 23 Abs. 1 Nr. 1 Buchst. a EStG a. F. fielen, wenn das Gesellschaftsvermögen ausschließlich aus Grundstücken bestand, und daß § 39 Abs. 2 Satz 2 AO an diesem Auslegungsergebnis nichts änderte.

AO 1977 § 38, § 39 Abs. 2 Satz 2, § 43; EStG § 2, § 23 a.F.

Vorinstanz: FG Köln (EFG 1995, 1103)

*****

BFH-Urteil vom 8.4.1997 (I R 51/96) BStBl. 1997 II S. 679

Art. XI Abs. 6 DBA-Großbritannien ist nur auf vortragende Künstler anzuwenden, die unmittelbar in der Öffentlichkeit oder vor Publikum auftreten. Ist ein Theater- oder Opernregisseur selbständig tätig, so steht das Besteuerungsrecht dem Vertragsstaat zu, in dem er ansässig ist (Änderung der Rechtsprechung).

DBA-Großbritannien Art. XI Abs. 1 und 6.

Vorinstanz: FG Berlin

*****

BFH-Urteil vom 5.6.1997 (IV R 43/96) BStBl. 1997 II S. 681

Überläßt ein Krankenpfleger, der häusliche ambulante Pflegedienste anbietet, die Pflege des einzelnen Patienten angesichts des Umfangs der zu erbringenden Pflegeleistungen weitgehend seinen Mitarbeitern und beschränkt sich seine eigene Tätigkeit auf die Vertretung in Urlaubs- und Krankheitsfällen, so wird er i. S. von § 18 Abs. 1 Nr. 1 Satz 3 EStG nicht eigenverantwortlich tätig.

EStG § 18 Abs. 1 Nr. 1 Satz 3.

Vorinstanz: FG Rheinland-Pfalz (EFG 1996, 1098)

*****

BFH-Urteil vom 24.4.1997 (VIII R 53/95) BStBl. 1997 II S. 682

Wird eine mit Hilfe verschiedener Darlehen fremdfinanzierte Vermögensanlage veräußert und wird der auf ein gemischtes Girokonto überwiesene Veräußerungserlös unter Fortführung eines Darlehens nachweisbar zum Erwerb von Wertpapieren eingesetzt, so können die auf dieses Darlehen fortan entfallenden Schuldzinsen als Werbungskosten bei den Einkünften aus Kapitalvermögen nur im Verhältnis zum einen des Darlehens zum Verkaufserlös, zum anderen der privaten zu der der Erzielung von Einkünften aus Kapitalvermögen dienenden Verwendung des Guthabens auf dem Girokonto abgezogen werden.

EStG § 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Satz 1, § 12, § 20 Abs. 1 Nr. 1 Satz 1.

Vorinstanz: FG Münster (EFG 1996, 220)

*****

BFH-Urteil vom 11.6.1997 (XI R 2/95) BStBl. 1997 II S. 687

Eine Beratungstätigkeit, die auf die Lösung von Problemen in einem bestimmten Teilbereich zwischenmenschlicher Beziehungen gerichtet ist, ist nicht erzieherisch i. S. des § 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG.

EStG § 18 Abs. 1 Nr. 1.

Vorinstanz: FG Nürnberg

*****

BFH-Urteil vom 3.7.1997 (IV R 31/96) BStBl. 1997 II S. 690

Erlaß von Schulden aus dem Bereich des Sonderbetriebsvermögens eines Gesellschafters führt nicht zu steuerfreiem Sanierungsgewinn, wenn die Gesellschaft nicht sanierungsbedürftig ist.

EStG § 3 Nr. 66.

Vorinstanz: FG München (EFG 1996, 688)

*****

BFH-Urteil vom 22.7.1997 (VI R 121/90) BStBl. 1997 II S. 692

Der steuerliche Kinderlastenausgleich im Jahre 1987 für Eltern mit zwei Kindern und einem Anspruch auf das auf den Sockelbetrag geminderte Kindergeld ist verfassungsgemäß.

GG Art. 3 Abs. 1; EStG i.d.F. des StSenkG 1986/1988 § 32 Abs. 6; BKGG § 10 Abs. 1 und 2.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG

*****

BFH-Urteil vom 22.7.1997 (VI R 147/90) BStBl. 1997 II S. 694

Der steuerliche Kinderlastenausgleich im Jahre 1988 für Eltern mit zwei Kindern und einem Anspruch auf das auf den Sockelbetrag geminderte Kindergeld ist verfassungsgemäß.

GG Art. 3 Abs. 1; EStG i.d.F. des StSenkG 1986/1988 § 32 Abs. 6; BKGG § 10 Abs. 1 und 2.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG

*****

BFH-Urteil vom 22.7.1997 (VI R 114/96) BStBl. 1997 II S. 697

Der steuerliche Kinderlastenausgleich im Jahre 1991 für Eltern mit zwei Kindern und einem Anspruch auf das auf den Sockelbetrag geminderte Kindergeld ist verfassungsgemäß.

GG Art. 3 Abs. 1; EStG 1990 § 32 Abs. 6; BKGG § 10 Abs. 1 und 2.

 

   :