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BFH-Urteil vom 9.12.1993 (IV R 130/91) BStBl. 1995 II S. 202

Hat ein buchführender Landwirt ein Entgelt für eine zeitlich nicht begrenzte Dauerleistung erhalten, so ist zur Wahrung des Realisationsprinzips ein passiver Rechnungsabgrenzungsposten zu bilden, falls sich rechnerisch ein Mindestzeitraum für die Dauerleistung bestimmen läßt.

EStG § 4 Abs. 1; EStG 1981 § 5 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2, jetzt § 5 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2; HGB § 250 Abs. 2.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG

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BFH-Urteil vom 9.11.1994 (I R 96/94) BStBl. 1995 II S. 204

Gesetzliche Vertreter einer juristischen Person bedürfen auch dann keiner Prozeßvollmacht i. S. des § 62 Abs. 3 FGO, wenn ihnen vom Gericht eine Ausschlußfrist gemäß § 62 Abs. 3 Satz 3 FGO gesetzt worden ist.

FGO § 62 Abs. 3.

Vorinstanz: FG Köln

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BFH-Urteil vom 19.10.1994 (II R 37/94) BStBl. 1995 II S. 205

Grundstücksrückübertragungen auf den Berechtigten i. S. des VermG, die aufgrund einer während eines anhängigen Verfahrens nach dem VermG erzielten gütlichen Einigung erfolgen, sind auch dann grundsätzlich grunderwerbsteuerrechtlich nach § 34 Abs. 3 VermG begünstigungsfähig, wenn die Übertragung rechtsgeschäftlich erfolgt.

VermG § 34 Abs. 3.

Vorinstanz: FG Leipzig

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BFH-Urteil vom 14.9.1994 (I R 78/94) BStBl. 1995 II S. 207

1. Die Erbschaftsteuer ist eine sonstige Personensteuer i. S. des § 10 Nr. 2 KStG. Dies gilt auch für die gemäß § 24 ErbStG in Jahresbeträgen erhobene Erbersatzsteuer.

2. § 10 Nr. 2 KStG ist auch insoweit anzuwenden, als die Jahresbeträge einen Zinsanteil enthalten.

3. § 35 EStG ist im Bereich der Körperschaftsteuer unanwendbar.

KStG 1984 § 10 Nr. 2; EStG § 10 Abs. 1 Nr. 1a, § 35; ErbStG § 1 Abs. 1 Nr. 4, § 24.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG

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BFH-Urteil vom 14.9.1994 (I R 40/94) BStBl. 1995 II S. 209

1. Der 36%ige Steuersatz gemäß § 5 Abs. 2 StÄndG vom 6. März 1990 (GBl DDR I 1990, 136) galt nicht für Ausschüttungen einer Produktionsgenossenschaft des Handwerks (Bestätigung des BFH-Urteils vom 22. Dezember 1993 I R 75/93, BFHE 174, 122, BStBl II 1994, 578).

2. Eine Produktionsgenossenschaft des Handwerks ist ab 1. Juli 1990 gewerbesteuerpflichtig (Anschluß an das BFH-Urteil vom 15. März 1994 XI R 10/93, BFHE 174, 241, BStBl II 1994, 813).

KöStG-DDR § 1; StÄndG-DDR § 5 Abs. 2; GewStG-DDR § 2 Abs. 1, Abs. 3, § 22 Abs. 1; PGH-Steuergesetz § 17 Abs. 3; StAnpG-DDR § 20 Abs. 3.

Vorinstanz: FG des Landes Brandenburg

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BFH-Urteil vom 25.10.1994 (VII R 14/94) BStBl. 1995 II S. 210

Tätigkeiten auf dem Gebiet der Betriebswirtschaft oder als Buchhalter erfüllen i. d. R. nicht die berufspraktische Voraussetzung für die Zulassung zur Steuerberaterprüfung nach § 36 StBerG i. d. F. des 5. StBerÄndG.

StBerG § 36 Abs. 1 Nr. 1, § 6 Nrn. 3 und 4; FGO § 100 Abs. 1 Satz 4.

Vorinstanz: FG Köln

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BFH-Urteil vom 15.9.1994 (V R 34/93) BStBl. 1995 II S. 214

Ein Arzt verwirklicht mit seinen nach § 4 Abs. 5 Nr. 6 EStG nicht abziehbaren Aufwendungen für Fahrten zwischen Wohnung und Betriebsstätte einen nach § 1 Abs. 1 Nr. 2 Satz 2 Buchst. c UStG 1980 steuerbaren, aber in entsprechender Anwendung des § 4 Nr. 28 Buchst. b UStG 1980 steuerfreien Eigenverbrauch.

UStG 1980 § 1 Abs. 1 Nr. 2 Satz 2 Buchst. c, § 4 Nr. 14, § 4 Nr. 28; EStG § 4 Abs. 5 Nr. 6.

Vorinstanz: FG Münster

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BFH-Urteil vom 20.10.1994 (V R 106/93) BStBl. 1995 II S. 215

Der Wegfall des Steuerabzugsbetrags nach § 19 Abs. 3 UStG 1980 zum 1. Januar 1990 hat keinen Einfluß auf die Dauer der Bindungswirkung eines 1988 von einem Kleinunternehmer erklärten Verzichts auf die Anwendung des § 19 Abs. 1 UStG 1980.

UStG 1980 § 19 Abs. 1 Sätze 1 und 2, Abs. 2 Sätze 1 und 2, Abs. 3; UStG 1967/1973 § 19 Abs. 4 Satz 1; StRG 1990 Art. 12 Nr. 3 Buchst. b, Art. 29 Abs. 3; GG Art. 12 Abs. 1, Art. 14 Abs. 1 und 2.

Vorinstanz: Schleswig-Holsteinisches FG

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BFH-Urteil vom 10.11.1994 (V R 87/93) BStBl. 1995 II S. 218

Wird ein Gegenstand (Mähdrescher) für einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Durchschnittsatzbesteuerung gemäß § 24 UStG 1980 angeschafft, so bleibt er diesem Betrieb auch zugeordnet, wenn der Unternehmer später einen zusätzlichen landwirtschaftlichen Lohnbetrieb mit Regelbesteuerung eröffnet und den Gegenstand auch in diesem einsetzt. Die Veräußerung des Gegenstands ist dann grundsätzlich ein (Hilfs-)Umsatz "im Rahmen" des landwirtschaftlichen Betriebs gemäß § 24 Abs. 1 UStG 1980.

UStG 1980 § 1 Abs. 1, § 15 Abs. 1, § 24.

Vorinstanz: FG Münster

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BFH-Urteil vom 1.12.1994 (V R 116/92) BStBl. 1995 II S. 220

Umsätze aus dem Betrieb von Einrichtungen zur vorübergehenden Aufnahme pflegebedürftiger Personen (Kurzzeitpflege) waren bis zum 31. Dezember 1991 nicht gemäß § 4 Nr. 16 UStG 1980/1991 von der Umsatzsteuer befreit.

UStG 1980/1991 § 4 Nr. 16 (Fassung bis zum 31. Dezember 1991).

Vorinstanz: Hessisches FG

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BFH-Urteil vom 29.3.1994 (VII R 120/92) BStBl. 1995 II S. 225

Mit Eröffnung des Konkursverfahrens über das Vermögen des Schuldners wird das Verfahren über den Anfechtungsanspruch auch dann gemäß § 13 Abs. 2 Satz 1 AnfG unterbrochen, wenn die Finanzbehörde ihre Rechte nach dem AnfG durch Duldungsbescheid nach § 191 Abs. 1 AO 1977 geltend gemacht hat; als Konkursgläubiger kann sie den Anfechtungsanspruch gegen den Anfechtungsgegner während des Konkurses nicht weiterverfolgen, selbst wenn der Konkursverwalter auf die Aufnahme des Anfechtungsprozesses und auf den Rückgewähranspruch ausdrücklich verzichtet hat.

AO 1977 § 191 Abs. 1; AnfG § 13.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG

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BFH-Beschluß vom 24.1.1995 (VII B 142/94) BStBl. 1995 II S. 227

Zur Frage, ob der Ablauf der Festsetzungsfrist für den Erlaß eines neuen Haftungsbescheides gehemmt wird, wenn das FA "in Anlehnung" an ein in anderer Sache zwischen den Beteiligten ergangenes Urteil den 1. Haftungsbescheid selbst aufhebt.

AO 1977 §§ 124 Abs. 2, 130 Abs. 1, 171 Abs. 3, 174 Abs. 4, 191 Abs. 3.

Vorinstanz: FG Köln

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BFH-Urteil vom 21.6.1994 (VII R 34/92) BStBl. 1995 II S. 230

Ein Konkursverwalter verletzt die von ihm nach § 34 Abs. 3 i. V. m. Abs. 1 AO 1977 zu erfüllenden steuerlichen Pflichten schon dadurch, daß er in Kenntnis des Fehlens vorhandener Mittel in dem von ihm verwalteten Vermögen einem anderen eine Rechnung mit offen ausgewiesener Umsatzsteuer erteilt, ohne dazu berechtigt zu sein (§ 14 Abs. 3 Satz 2 UStG). Für einen daraus dem Steuergläubiger entstehenden Schaden haftet er uneingeschränkt; der haftungsbegrenzende Grundsatz der anteiligen Tilgung greift unter diesen Umständen nicht ein.

AO 1977 §§ 69, 34; UStG § 14 Abs. 3.

Vorinstanz: FG Nürnberg

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BFH-Urteil vom 20.10.1994 (V R 84/92) BStBl. 1995 II S. 233

1. Die Korrektur von Steuerfestsetzungen, bei denen entstandene Vorsteuerbeträge mangels Kenntnis des FA nicht berücksichtigt wurden, richtet sich nach den allgemeinen Änderungsvorschriften der Abgabenordnung.

2. Soweit im Einzelfall eine Änderung der Steuerfestsetzung nach diesen Änderungsvorschriften nicht möglich ist, können die Vorsteuerbeträge nicht in den Folgejahren in analoger Anwendung des § 15 a UStG 1980 berücksichtigt werden.

UStG 1980 § 15 Abs. 1 Nr. 1, Abs. 2, § 15 a, § 16 Abs. 2 Satz 1; AO 1977 § 173 Abs. 1 Nr. 2.

Vorinstanz: Schleswig-Holsteinisches FG

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BFH-Urteil vom 7.12.1994 (II R 58/89) BStBl. 1995 II S. 235

Bei der Ermittlung des Gebäudewerts im Sachwertverfahren ist die nach dem Hauptfeststellungszeitpunkt eingetretene Alterung des Gebäudes nicht nach § 86 BewG wertmindernd zu berücksichtigen. Die Anwendung dieser Regelung auf eine Einheitswertfeststellung auf den 1. Januar 1984 verstößt nicht gegen Art. 3 GG.

GG Art. 3; BewG § 86.

Vorinstanz: FG Hamburg

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BFH-Urteil vom 14.9.1994 (I R 116/93) BStBl. 1995 II S. 238

1. Wird ein unabhängiger Vertreter im branchenüblichen Geschäftsbereich der Berufsgruppe der Kommissionäre, Makler oder anderer unabhängiger Vertreter tätig, so handelt er im Rahmen seiner ordentlichen Geschäftstätigkeit i. S. des Art. II Abs. 1 Buchst. l Unterabsatz V des Doppelbesteuerungsabkommens mit Großbritannien (Art. 5 Abs. 6 OECD-Musterabkommen).

2. Der Annahme eines Handelns im Rahmen der ordentlichen Geschäftstätigkeit steht nicht entgegen, daß der Vertreter weitgehend auf Weisungen des Geschäftsherrn handelt.

DBA-Großbritannien Art. II Abs. 1 Buchst. l Unterabsätze (IV) und (V).

Vorinstanz: FG Köln

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BFH-Urteil vom 1.3.1994 (VIII R 35/92) BStBl. 1995 II S. 241

Ein Grundstück, das zum Sonderbetriebsvermögen des Gesellschafters einer GdbR gehört, wird durch die Bestellung eines Nießbrauchs am Gesellschaftsanteil und am Grundstück grundsätzlich nicht entnommen.

EStG §§ 4 Abs. 1, 15 Abs. 1 Nr. 2; HGB § 164; BGB § 1071.

Vorinstanz: FG Rheinland-Pfalz

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BFH-Urteil vom 14.6.1994 (VIII R 37/93) BStBl. 1995 II S. 246

Übernimmt der in eine KG eintretende Kommanditist das negative Kapitalkonto des ausscheidenden Kommanditisten, entsteht bei ihm auch dann kein sofort ausgleichs- oder abzugsfähiger Verlust, wenn die stillen Reserven im Betriebsvermögen der Gesellschaft einschließlich des Geschäftswerts niedriger sind als das übernommene negative Kapitalkonto.

EStG 1987 §§ 5 Abs. 1, 15 Abs. 1 Nr. 2, 52 Abs. 19 Satz 5.

Vorinstanz: Schleswig-Holsteinisches FG

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BFH-Urteil vom 29.6.1994 (I R 102/93) BStBl. 1995 II S. 249

Die Sonderabschreibungen nach § 75 EStDV a. F. (heute: § 7 f EStG) können auch dann in vollem Umfang in Anspruch genommen werden, wenn das abzuschreibende Wirtschaftsgut im Rahmen ambulanter Leistungen des Krankenhauses zum Einsatz kommt.

EStDV a. F. § 75; EStG § 7 f.

Vorinstanz: FG Köln

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BFH-Urteil vom 10.8.1994 (I R 47/93) BStBl. 1995 II S. 250

1. Bei der Berechnung des Teilwertes einer Pensionsrückstellung gemäß § 6 a Abs. 3 EStG darf der Steuerpflichtige die Vordienstzeit des Pensionsberechtigten in einem Betrieb eines anderen Arbeitgebers berücksichtigen, wenn der Betrieb durch Rechtsgeschäft auf den Steuerpflichtigen übergegangen ist und der Steuerpflichtige in die Rechte und Pflichten aus dem zwischen dem anderen Arbeitgeber und dem Pensionsberechtigten im Zeitpunkt des Betriebsübergangs bestehenden Arbeitsverhältnis kraft Gesetzes nach § 613 a Abs. 1 Satz 1 BGB eingetreten ist.

2. Dies gilt auch dann, wenn das Arbeitsverhältnis beim Betriebsübernehmer nur als Dienstverhältnis fortgeführt werden kann, weil der Pensionsberechtigte Organ des Steuerpflichtigen ist.

EStG 1983 § 6 a Abs. 3; KStG 1984 § 8 Abs. 1; BGB § 613 a Abs. 1 Satz 1.

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BFH-Urteil vom 11.8.1994 (IV R 124/92) BStBl. 1995 II S. 253

Die Vorschrift des § 52 Abs. 21 (jetzt Abs. 19) Satz 4 EStG ist auch anzuwenden, wenn eine Kommanditgesellschaft aufgelöst wird und der Kommanditist sein negatives Kapitalkonto nicht ausgleichen muß.

EStG § 16, § 52 Abs. 21 (jetzt Abs. 19) Satz 4, § 34.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG

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BFH-Urteil vom 9.11.1994 (I R 5/94) BStBl. 1995 II S. 255

1. Im Konkursverfahren über das Vermögen einer KG kann dem Konkursverwalter keine Nichtveranlagungsbescheinigung i. S. des § 44 a Abs. 2 Nr. 2 EStG 1990 i. d. F. des Gesetzes vom 9. November 1992 (BGBl I 1992, 1853, BStBl I 1992, 682) - EStG - erteilt werden.

2. Im Sinne des § 44 a Abs. 1 Nr. 2 EStG sind Gläubiger der von einer Personengesellschaft bezogenen Kapitalerträge die Mitunternehmer.

3. Erzielt eine in Konkurs geratene KG Kapitalerträge, so gehört die davon zu erhebende Zinsabschlagsteuer zu den Massekosten bzw. Masseschulden (§§ 58, 59 KO).

EStG §§ 43 Abs. 1 Nr. 7 Buchst. b, 44 a Abs. 1 Nr. 2, Abs. 2 Nr. 2, Abs. 5; KO §§ 58, 59.

Vorinstanz: FG Nürnberg

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BFH-Urteil vom 9.11.1994 (X R 69/91) BStBl. 1995 II S. 258

Wird ein Steuerpflichtiger durch den entgeltlichen Erwerb mehrerer Miteigentumsanteile innerhalb eines Kalenderjahres Alleineigentümer einer zu eigenen Wohnzwecken genutzten Wohnung, steht ihm ein Abzugsbetrag nach § 10 e Abs. 1 EStG für die gesamte Wohnung und nicht nur für den zuerst erworbenen Miteigentumsanteil zu. Objektverbrauch i. S. des § 10 e Abs. 4 EStG ist durch den ersten Erwerb des Miteigentumsanteils nicht eingetreten.

EStG § 10 e Abs. 4 und 5.

Vorinstanz: FG Münster

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BFH-Urteil vom 14.12.1994 (X R 74/91) BStBl. 1995 II S. 259

Einem Arbeitnehmer, der einen doppelten Haushalt i. S. von § 9 Abs. 1 Nr. 5 EStG führt und am Beschäftigungsort in einer eigenen Eigentumswohnung wohnt, steht kein Abzugsbetrag nach § 10 e Abs. 1 EStG für diese Wohnung zu, wenn er die notwendigen, durch die doppelte Haushaltsführung entstandenen Mehraufwendungen nach § 9 Abs. 1 Nr. 5 EStG als Werbungskosten bei den Einkünften aus nichtselbständiger Arbeit abzieht.

EStG § 9 Abs. 1 Nr. 5, § 10 e Abs. 1.

Vorinstanz: FG Baden-Württemberg

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BFH-Beschluß vom 20.12.1994 (VIII B 143/94) BStBl. 1995 II S. 262

Wird Kapital aufgrund eines "Verwaltungsvertrags" an ein ausländisches Unternehmen überlassen, das damit Warentermingeschäfte in den USA durchführen will, wobei die vereinbarten "Renditen" dem Kapitalgeber gutgeschrieben werden sollen, so ist ernstlich zweifelhaft, ob die erteilten Gutschriften zu einem Zufluß von Kapitalerträgen beim Anleger führen, wenn das hoch überschuldete Unternehmen die gutgeschriebenen Beträge im Grunde nur aus den Einlagen der Kapitalgeber leisten könnte (sog. Schneeballsystem).

EStG 1987 §§ 8 Abs. 1, 11 Abs. 1, 20 Abs. 1 Nr. 4 und Nr. 7; FGO § 69 Abs. 2 und 3.

Vorinstanz: FG Düsseldorf

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BFH-Urteil vom 2.8.1994 (VIII R 65/93) BStBl. 1995 II S. 264

1. Wird die Klage einer KG wegen Versagung des Betriebsausgabenabzugs für Darlehenszinsen, die sie an den Sohn des beherrschenden Gesellschafters gezahlt hat, vom FG rechtskräftig abgewiesen, weil das Darlehen den Anforderungen des Fremdvergleichs nicht standhalte, so sind die gegenüber dem Sohn bestandskräftig ergangenen Einkommensteuerbescheide, in denen die Darlehenszinsen als Einkünfte aus Kapitalvermögen erfaßt wurden, weder nach § 174 AO 1977 noch gemäß § 175 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 AO 1977 änderbar.

2. Es kommt jedoch eine Änderung nach § 173 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 AO 1977 wegen neuer Tatsachen in Betracht, wenn dem Veranlagungs-FA nicht bekannt war, daß es sich um ein Darlehen unter nahen Angehörigen gehandelt hat. Dieser nachträglich bekanntgewordene Sachverhalt ist auch für die Besteuerung des Darlehensgläubigers rechtserheblich, da Zinsen für ein Darlehen, das dem einkommensteuerrechtlich gebotenen Fremdvergleich nicht genügt, auch beim Gläubiger keine Kapitalerträge i. S. des § 20 Abs. 1 Nr. 7 EStG bilden.

AO 1977 §§ 169 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 Satz 1 Nr. 2, 173 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2, 174 Abs. 1 Satz 1, Abs. 4 und 5, 175 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2; FGO §§ 40 Abs. 2, 110 Abs. 1; EStG §§ 4 Abs. 4, 12 Nr. 2, 20 Abs. 1 Nr. 7 (bis 1984 Nr. 8).

Vorinstanz: FG Köln

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BFH-Urteil vom 9.11.1994 (XI R 11/94) BStBl. 1995 II S. 267

Art. 3 § 1 VGFGEntlG i. V. m. § 62 Abs. 3 FGO a. F. berechtigt nur, eine Frist mit ausschließender Wirkung für das Einreichen der Vollmacht zu setzen, nicht aber für den Nachweis der sachlich-rechtlichen Vertretungsbefugnis des gesetzlichen Vertreters.

FGO a. F. § 62 Abs. 3; VGFGEntlG Art. 3 § 1.

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BFH-Urteil vom 7.12.1994 (II R 9/92) BStBl. 1995 II S. 268

1. Werden die Betriebsgrundstücke und das übrige wesentliche Anlagevermögen sowie das Vorratsvermögen eines Betriebes gegen einen symbolischen "Kaufpreis" von 1 DM auf den Erwerber übertragen, so ist die Grunderwerbsteuer aus den Einheitswerten der Betriebsgrundstücke zu bemessen (§ 8 Abs. 2 Nr. 1 GrEStG).

2. Das mit der Übernahme eines Betriebes verbundene Risiko, künftig Verluste zu erwirtschaften, der mit einer solchen Betriebsübernahme gemäß § 613 a BGB einhergehende Eintritt in die Rechte und Pflichten aus den bestehenden Arbeitsverhältnissen (insbesondere auch die "Übernahme" des Risikos künftiger Abfindungs- und Sozialplanverpflichtungen gegenüber den Arbeitnehmern) sowie die Verpflichtung zur Fortführung des Betriebes und zur Erhaltung der Arbeitsplätze sind grundsätzlich nicht als Gegenleistungen im grunderwerbsteuerrechtlichen Sinne (vgl. § 8 Abs. 1, § 9 GrEStG) zu qualifizieren.

GrEStG 1983 § 8 Abs. 1 und 2 Nr. 1, § 9, § 10.

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BFH-Urteil vom 11.1.1995 (II R 78/93) BStBl. 1995 II S. 270

Der Erwerb des Eigentums an einem Grundstück, das mit einem Eigenheim bebaut ist, war nicht nach § 15 Abs. 7 DB/EigenheimVO von der Grunderwerbsteuer befreit.

GrEStG-DDR § 1 Abs. 1 Nr. 1; DB/EigenheimVO § 15 Abs. 7.

Vorinstanz: BG Potsdam

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BFH-Urteil vom 1.7.1994 (VI R 67/93) BStBl. 1995 II S. 273

Aufwendungen für Geschenke eines Behördenleiters anläßlich persönlicher Feiern anderer Behördenleiter sind nicht als Werbungskosten abziehbar.

EStG § 9 Abs. 1 Satz 1, § 12 Nr. 1 Satz 2.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG

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BFH-Urteil vom 28.7.1994 (V R 16/92) BStBl. 1995 II S. 274

1. Gewinnt der Pächter einer Markentankstelle eine vom Verpächter ausgelobte Erlebnisreise (sog. Incentive-Reise), ist deren Wert als zusätzliches Entgelt für die Vermittlungsumsätze des Pächters zu beurteilen.

2. Die Inanspruchnahme der Erlebnisreise ist kein Eigenverbrauch.

UStG 1980 § 1 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. b, § 10 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2 Satz 2.

Vorinstanz: FG Hamburg

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BFH-Urteil vom 15.9.1994 (XI R 56/93) BStBl. 1995 II S. 275

Im Fall eines Strohmannverhältnisses sind die von dem (weisungsabhängigen) Strohmann bewirkten Leistungen trotz selbständigen Auftretens im Außenverhältnis dem Hintermann als Leistendem zuzurechnen (Anschluß an das BFH-Urteil vom 15. Juli 1987 X R 19/80, BFHE 150, 459, BStBl II 1987, 746, unter II 2 d; Abgrenzung zu dem BFH-Urteil vom 28. November 1990 V R 31/85, BFHE 164, 134, BStBl II 1991, 381).

Die Zuleitung einer Gutschrift gemäß § 14 Abs. 5 Satz 2 Nr. 4 UStG 1980 setzt voraus, daß der Empfänger von dem Inhalt der Gutschrift Kenntnis nehmen kann; allein die Aufgabe zur Post reicht nicht aus.

UStG 1980 § 14 Abs. 5 Satz 2 Nr. 2 bis 4, Satz 4.

Vorinstanz: FG Münster

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BFH-Urteil vom 9.11.1994 (XI R 81/92) BStBl. 1995 II S. 277

Die Teilnahme eines Händlers an einem Verkaufswettbewerb seines Lieferanten, dessen Gegenstand die vertriebenen Produkte sind, begründet regelmäßig keinen besonderen Leistungsaustausch. Die Zuwendung des Preises kann jedoch als Preisnachlaß durch den Lieferanten zu behandeln sein.

UStG 1980 § 1 Abs. 1 Nr. 1 Satz 1, § 17 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2.

Vorinstanz: FG Münster

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BFH-Urteil vom 30.8.1994 (VII R 101/92) BStBl. 1995 II S. 278

Dem Geschäftsführer einer GmbH als Haftungsschuldner kann ein Verschulden des steuerlichen Beraters der GmbH bei der Fertigung von Steuererklärungen nicht zugerechnet werden. Trifft ihn persönlich kein Auswahl- oder Überwachungsverschulden und hat er keinen Anlaß, die inhaltliche Richtigkeit der von dem steuerlichen Berater gefertigten Steuererklärung der GmbH zu überprüfen, so haftet er nicht für Steuerverkürzungen, die auf fehlerhaften Steuererklärungen beruhen.

AO 1977 §§ 34, 69.

Vorinstanz: FG Nürnberg

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BFH-Beschluß vom 30.1.1995 (GrS 4/92) BStBl. 1995 II S. 281

Hat ein Steuerpflichtiger Herstellungskosten für ein im Miteigentum stehendes Wirtschaftsgut getragen und darf er das Wirtschaftsgut für seine betrieblichen Zwecke ohne Entgelt nutzen, so kann er diese Herstellungskosten als eigenen Aufwand durch Absetzungen für Abnutzung (ggf. auch durch erhöhte Absetzungen) als Betriebsausgabe abziehen.

EStG § 2 Abs. 2, § 4 Abs. 1, 3 und 4, § 7 Abs. 1 und 4-5 a; EStDV 1984 ff. § 82 i.

- Vorlagebeschluß vom 9. Juli 1992 IV R 115/90 (IV R 136/90), BFHE 169, 56, BStBl II 1992, 948 -

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BFH-Urteil vom 12.10.1994 (XI R 75/93) BStBl. 1995 II S. 289

Ob Steuerbescheide aufgrund einer Außenprüfung i. S. von § 173 Abs. 2 AO 1977 ergangen sind, ist nach dem Inhalt der Prüfungsanordnung zu beurteilen.

AO 1977 § 172 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. c, § 173 Abs. 1 und 2.

Vorinstanz: FG Köln

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BFH-Urteil vom 18.10.1994 (IX R 128/92) BStBl. 1995 II S. 291

Eine Außenprüfung nach § 193 Abs. 2 Nr. 2 AO 1977 kann mehr als drei Besteuerungszeiträume umfassen. § 4 Abs. 3 BpO(St) ist auf solche Außenprüfungen nicht anwendbar.

AO 1977 § 193 Abs. 2 Nr. 2, § 194 Abs. 1 Satz 2.

Vorinstanz: FG Düsseldorf

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BFH-Urteil vom 14.12.1994 (XI R 80/92) BStBl. 1995 II S. 293

1. Eine nachträglich bekanntgewordene Tatsache ist nur dann nicht i. S. des § 173 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 AO 1977 rechtserheblich, wenn das FA auch bei Kenntnis der Tatsache schon zum Zeitpunkt der ursprünglichen Veranlagung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu keiner anderen Entscheidung gelangt wäre (Bestätigung der bisherigen Rechtsprechung).

2. Die Änderungssperre des § 173 Abs. 2 AO 1977 wird auch durchbrochen, wenn nicht der Adressat des Bescheides selbst Täter oder Teilnehmer der Steuerhinterziehung oder leichtfertigen Steuerverkürzung ist.

3. Die Vorschrift des § 172 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 Buchst. c AO 1977 setzt nicht voraus, daß der Bescheid durch unlautere Mittel des Adressaten selbst erwirkt worden ist (BFH-Beschluß vom 9. Oktober 1992 VI S 14/92, BFHE 169, 197, BStBl II 1993, 13).

AO 1977 § 172 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 Buchst. c, § 173 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1, Abs. 2.

Vorinstanz: Niedersächsisches FG

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BFH-Urteil vom 26.10.1994 (X R 104/92) BStBl. 1995 II S. 297

1. Die Erhebung (Einziehung) eines Einkommensteueranspruchs kann sachlich unbillig sein, wenn das Zusammenwirken verschiedener Regelungen zu einer hohen Steuerschuld führt, obgleich dem kein Zuwachs an Leistungsfähigkeit zugrunde liegt.

2. Der Urteilsspruch über ein Erlaßbegehren richtet sich auch dann nach § 101 FGO (und nicht etwa nach § 100 Abs. 2 FGO), wenn es um einen Billigkeitserlaß nach § 163 AO 1977 geht.

AO 1977 §§ 163, 227, 179 ff.; EStG §§ 2, 10 d, 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2; FGO §§ 100, 101, 102.

 

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